Die SPD-Fraktion Kleve begab sich auf ihrer Fraktionsfahrt nach Amsterdam auf die Spuren von Anne Frank. Im Anne Frank Huis bekamen wir tief bewegende Eindrücke in das Leben und den Tod der jüdischen Familie Frank während des 2. Weltkrieges. Wohin Hass und Ausgrenzung führten und führen, spürt man beklemmend eindrucksvoll im Anne-Frank-Haus.
Bei einer Grachtenfahrt am nächsten Tag erlebten wir die Schönheit und die Geschichte Amsterdams als Stadt am Wasser.
Neben Kultur und Geschichte kam natürlich auch die Geselligkeit nicht zu kurz.
Wie der Verkehr per Bus und Bahn funktionieren kann, zeigte sich bei unserer An- und Abreise und vor Ort. Nur mit dem niederländischen ÖPNV unterwegs, hatten wir nicht einmal Verspätung.
Prüfantrag 054/XI zum Haushalt 2022: Workshops Stadtarchiv
die SPD-Fraktion beantragt, der Rat der Stadt Kleve möge beschließen, dass die Verwaltung prüft, inwieweit
weitere Maßnahmen zur intensivierten Integration der Klever Stadtgeschichte im Schulunterricht in Form von Workshops des Stadtarchivs möglich sind.
Hierzu ist ein Konzept zu erarbeiten und im Ausschuss für Kultur- und Stadtgestaltung vorzustellen:
Erarbeitung von Themenschwerpunkten
Zusammenstellung/Entwicklung von Themenworkshops
Erstellung von Flyern und Begleitmaterial für Workshops
Personelle und zeitliche Ressourcenplanung
Kommunikation der Angebote an/mit den Schulen
Begründung:
Um eine frühestmögliche Sensibilisierung und Faszination für die Geschichte der Stadt Kleve zu wecken, möchten wir die langfristige Implementierung von historischen Workshops in das Portfolio des Stadtarchivs vorschlagen, mit der Bitte die finanziellen Notwendigkeiten entsprechend im Haushaltsplan 2022 zu berücksichtigen. Die gegenwärtige Öffentlichkeitsarbeit des Stadtarchivs begrüßen wir dabei ausdrücklich sehr und möchten darauf gerne weiter aufbauen.
Die Zielgruppe sollte sich dabei primär auf Kinder und Jugendliche im Grundschulalter bzw. von weiterführenden Schulen fokussieren, um möglichst früh das mögliche Interesse an der Klever Geschichte und historischen Originalarchivalien zu wecken. Nicht selten mangelt es im schulischen Alltag nicht nur an Zeit, sondern auch an kreativen Ideen die Klever Stadtgeschichte im Geschichtsunterricht passend und angemessen zu integrieren. Eine vertiefte Kooperation und Vernetzung des Stadtarchivs mit den Klever Schulen ist dafür eine Voraussetzung und könnte hier Abhilfe schaffen.
Mögliche Workshopideen könnten z.B. sein:
Das gemeinsame spielerische Erlernen des Lesens von alten Handschriften anhand von Originalquellen, die einen in der Regel zunächst befremdlich erscheinen und daher abschreckend wirken
Präsentationen des praktischen Umgangs mit und Auswertung von Archivalien sowie dessen einüben
Themenorientierte Archivführungen
Pädagogische Workshops, die sich z.B. kritisch mit dem Klever Nationalsozialismus, gesellschaftlichen Fragestellungen (Digitalisierung im Archiv) oder aktuellen Fragen der Erinnerungskultur (in Kleve) auseinandersetzen
Politische Workshops, die die Entwicklung in Kleve hin zur jetzigen Kommunalpolitik aufzeigen, mit dem gemeinsamen Besuch von z.B. Rats- und/oder Ausschusssitzungen
Kleve hat als Stadt eine sehr interessante Stadtgeschichte. Das Interesse daran kann durch interessante und originelle Angebote im Schulalter frühzeitig geweckt und gestärkt werden. Dies möchten wir als SPD-Fraktion im Rat der Stadt Kleve ausdrücklich fördern.
Prüfantrag 065/XI zum Haushalt 2022: Verwendung von AR-Technik für eine lebendige digitale Darstellung der Stadtgeschichte
die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Kleve beantragt, der Rat der Stadt Kleve möge beschließen, dass die Verwaltung prüft, inwieweit weitere
Maßnahmen für ein vertieftes und zusätzliches Angebot zur digitalen Darstellung der Klever Stadtgeschichte in Form von sog. Augmented Reality-Technik (AR) möglich ist, die technischen Möglichkeiten dafür vorhanden sind und inwiefern sich dies in finanzieller Hinsicht auf die Haushaltsplanung auswirken würde.
Wo diese Technik nicht möglich ist, sollte geprüft werden, inwieweit Inhalte mittels QR Code abgerufen werden können und/oder Informationen und die Geschichte auch als Hörformat aufrufbar wären, insofern nicht schon an den Standorten vorhanden.
Begründung:
Stadtgeschichte ist oft so in ihrer Allgegenwärtigkeit verborgen, dass sie häufig gar nicht als solches erkannt wird. Allenfalls wird sie erst aus der Betrachtung einer bestimmten Perspektive wahrgenommen. Um Stadtgeschichte gerade für jüngere Bürgerinnen und Bürger weiterhin interessant, lebendig und erlebbar zu machen, braucht es immer fortwährende kreative Ideen und neue Medientechniken. Die Darstellung gilt es an die Sehgewohnheiten der Bürgerinnen und Bürger anzupassen.
Ein Schlüsselinstrument wäre die Nutzung von sog. Augmented Reality (abgekürzt AR; zu dt. erweiterte Realität). Dabei handelt es sich primär um eine visuelle Erweiterung der Realitätswahrnehmung mittels Computertechnik. Bereits in vielen anderen Lebensbereichen hat sich die AR zur Alltäglichkeit entwickelt. Diese AR-Technik birgt gerade für die Smartphone-Nutzer/innen ein noch ungenutztes Potenzial für die historische Konstruktion unserer Stadt Kleve. Stadtgeschichte wird emotional noch greifbarer.
Verschiedene historische Narrative und Konstruktionen könnten visuell in Form von „vorher/nachher Abbildungen“ abgeglichen werden, da viele Klever Denkmäler im Laufe der Zeit ihre Orte gewechselt haben, anders aussehen oder abgerissen bzw. zerstört worden sind.
Die Klever Stadtgeschichte mit Elementen der AR-Technik zu verknüpfen, ist eine wesentliche Voraussetzung, um den Bürgerinnen und Bürger einen interaktiven Einblick in die Klever Vergangenheit, Gegenwart, aber auch einer möglichen Zukunft ihrer Stadt zu gewähren. Außerdem ist es in vielen Kommunen mittlerweile positiv aufgenommen worden, Stadtgeschichte über entsprechende offizielle Social-Media-Kanäle der Kommunen zu veröffentlichen.
WDR AR 1933-1945 History App als Beispiel
Als bundesweites Musterbeispiel lässt sich das digitale Angebot Berlin 1945 anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes in Europa des Stadtmuseums Berlin sowie die „WDR AR 1933- 1945“ History App, die speziell für den Schulunterricht konzipiert worden ist, erwähnen. Auf eine Geschichtsdarstellung anderer Art im Bereich der Social-Media sei an dieser Stelle auf das Instagram-Projekt „Ich bin Sophie Scholl“ des SWR und BR hingewiesen.
Viele historische Orte und Denkmäler, wozu nach unserem Verständnis auch künstlerische Werke, die historische Gegebenheiten aufgreifen, gehören wie beispielsweise der Elsa-Brunnen am Fischmarkt, haben (noch) keine Hinweis- oder Erklärungsschilder und eignen sich daher ganz besonders für eine solche digitale Darstellung der AR-Technik. Bei den bereits vorhandenen Hinweis- und Erklärungsschildern sei zu prüfen, inwiefern sie mit der AR-Technik erweitert werden könnten. Dementsprechend soll eine entsprechende Auflistung von geeigneten Orten für Möglichkeiten der AR-Technik für die Klever Historie geprüft werden. Eine solche digitale und moderne Darstellung der Klever Stadtgeschichte, würde auch eine Prüfung entsprechender Plattformen benötigen. Die Homepage der Stadt Kleve oder eine App zur Klever Stadtgeschichte wären hier eine adäquate Möglichkeit.
Wir als SPD-Fraktion möchten unsere Stadt Kleve, mit all ihren Facetten und wertvoller Geschichte auch zukünftig erlebbar machen, für Bürgerinnen und Bürger der Stadt selbst, aber auch für Bildungseinrichtungen, Touristen und Interessengruppen. Eine weitere Begründung erfolgt mündlich
Die SPD-Fraktion ist der Ansicht, dass Bildung und Kultur für Kinder und Jugendliche zum einen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen sollte. Zum anderen aber möchten wir möglichst niedrigschwellig das Interesse von Kindern und Jugendlichen für Kunst, Kultur und Geschichte wecken und fördern. Mit dem freien Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren können positive Anreize zur Auseinandersetzung mit Kunst und der Stadtgeschichte Kleves gesetzt werden. Auch Schulklassen aus Kleve wird so der Zugang zur Kultur erleichtert.
Die SPD-Fraktion sieht mit diesem Antrag die Chance, Prozesse, Traditionen und Entscheidungen der Klever Geschichte sowie die Bedeutung von Kunst und Kultur einem jüngeren Publikum näherzubringen.
Wir sind diesen Sozialdemokraten zu Dank verpflichtet. Sie haben die Demokratie in Deutschland aufgebaut und das ist ein wichtiges Verdienst der Menschen, derer wir heute gedenken.
Sonja Northing – Bürgermeisterin
Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Klever Sozialdemokraten Karl van Dawen
Der SPD-Ortsverein Kleve erinnert in diesem Jahr an die im Nazionalsozialismus verfolgten Sozialdemokraten. Zu ihnen gehört auch Karl van Dawen, an den der Klever SPD-Vorsitzende Josef Gietemann am 07.03.2017 während einer Gedenkveranstaltung vor der JVA Kleve erinnerte.
Karl van Dawen kommt am 1. September 1894 in Büderich nahe bei Wesel zur Welt. Seine Eltern Wilhelm und Christine van Dawen besitzen gemeinsam ein Kolonialwarengeschäft mit einer angrenzenden Gaststätte. Der junge van Dawen wächst bei Wesel auf und macht dort später auch eine Bäckerlehre. Mitte 1911 schließt er diese erfolgreich ab und verlässt Büderich, um Anfang 1913 auf dem Überseedampfer „Wartburg“ zu arbeiten. Später arbeitet er als Bäcker in den USA. 1920 kehrt er nach Deutschland zurück. Seine Mutter, die nun mit Paul Töller verheiratet ist, hat in den vergangenen Jahren eine Pension auf der Hagschen Straße/ Ecke Kolpingstraße eröffnet. Bei ihr wohnt van Dawen als er in Kleve ankommt.
1924 heiratet er Joanna van den Berg. Im gleichen Jahr tritt er auch in die SPD ein. Bis zu seiner Flucht ist er aktiver Sozialdemokrat und Vorstandsmitglied des Bündnisses „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Noch im Februar 1933 hatten in Kleve etwa 1.500 mutige Menschen, darunter viele SPD-Anhänger, gegen einen Kanzler Adolf Hitler demonstriert. Dessen Nazi-Machtapparat schlägt jetzt gnadenlos zurück. In Kleve beginnen die Verfolgungen, Schikanen und Verhaftungswellen auf Juden, Kommunisten und Sozialdemokraten.
Gedenken vor der JVA Kleve
Im Schwanensaal des ehemaligen Rathauses auf der Großen Straße findet am 23. Februar eine Wahlversammlung der SPD statt. Die Reichstags- und Kommunalwahlen Anfang März rücken näher. Ein Redner, der SPD-Reichstagsabgeordnete Rudolf Hilferding, in der Weimarer Republik zwei Mal Reichsminister der Finanzen, wird erwartet. Zuständig für die Sicherheit im Saal ist Karl van Dawen. Die Ordner sollen einen friedlichen Ablauf der Veranstaltung sicherstellen. Dass das auch durchaus nötig ist, wird sich später zeigen.
Es dauert nicht lange bis mehr als 20 uniformierte Nationalsozialisten das ehemalige Rathaus betreten und Einlass zu der Versammlung der gegnerischen Partei verlangen. Sie bedrohen und beschimpfen die am Eingang postierten Ordner, weil diese ihnen den Eintritt verweigern. Zu den Ordnern in Reichsbanneruniform gehört auch der Genosse Theodor Stromenger. Die Nationalsozialisten lassen das nicht auf sich beruhen. Bei der folgenden Auseinandersetzung fällt mindestens ein Schuss, durch den van Dawen am Fuß getroffen wird.
Er wird festgenommen und obwohl er in derselben Nacht noch entlassen wird, wird er am nächsten Morgen in der Presse als Haupttäter beschrieben. Ein Regierungserlass verbietet der Polizei Auskunft über politische Zusammenstöße zu geben, dies bedauere man sehr. Alternativ findet sich in der Zeitung eine Erklärung der Nationalsozialisten über die jüngsten Ereignisse – ganz nach ihren Wahrheiten. Karl van Dawen bezeichnen sie frei als „Holländer“, obwohl dieser zu keiner Zeit Holländer war.
Nur wenige Tage später wird er ein zweites Mal verhaftet und wieder ins Klever Frauengefängnis eingeliefert. Hierin wurden alle politischen Gefangenen aus den Kreisen Kleve und Geldern verbracht. Es war in diesen Wochen und Monaten zu Recht als Folterstätte berüchtigt. „Von morgens bis abends drang das Stöhnen und Schreien der Misshandelten durch die Hallen des Gefängnisses. Die politischen Gefangenen wurden bei den Vernehmungen auf brutale Weise mit Pistolenkolben, Hundepeitschen und Gummiknüppel misshandelt und übel zugerichtet.
Zwei Tage nach dem Tod seiner Mutter am 3. März wird er freigelassen, um ihre Beerdigung besuchen zu können. Ein Polizeibeamter warnt ihn, seine Freiheit würde nicht von langer Dauer sein, seine Wiederfestnahme sei bereits geplant. Van Dawen nutzt die Chance und flieht noch in derselben Nacht nach Arnheim. Dort verbringt er etwa 20 Monate, bevor er mit seiner Frau, Joanna van den Berg, die ihm in die Niederlande gefolgt war, nach Amsterdam zieht. Es scheint zunächst als könnten sie dort zur Ruhe kommen. Als gelernter Bäcker verkauft van Dawen Brot an eine feste Kundschaft.
In Amsterdam wird er 1941 von der „Sipo“ ein drittes und letztes Mal verhaftet wird. Vier Monate später geht es für ihn in das Gefängnis Düsseldorf-Dehrendorf, am 16. August wird er dort eingeliefert. Einweisende Stelle ist die Gestapo Amsterdam. Von dort wird er ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert.
Als politischer Häftling wird er dort am 11. Dezember 1941 mit der Nummer 3.751 im inhaftiert. Vorstrafen: keine, Grund der Inhaftierung: Nach Holland emigriert“, so lautet (indirekt) sein Todesurteil. Der Block 46 wird seine Unterkunft in Buchenwald. Ab dem 16.12.1942 arbeitet van Dawen im Kommando 53 was bedeutet: Arbeit im Steinbruch; ab dem 23.12.1941 erfolgt eine weitere Verschärfung, jetzt ist er „K-Häftling“ bedeutet Strafkompanie Steinbruch.
Wenige Monate später, am 7. März 1942, erreicht seine Frau, die in ihrer gemeinsamen Wohnung, in der van-Kinsbergenstraat in Amsterdam lebt, die Nachricht über seinen Tod. Er starb im Alter von 48 Jahren, ermordet vom SS-Lagerarzt im Häftlingskrankenbau mittels einer Injektion; an „akuter Herzschwäche“, so die offizielle Todesursache. Sein Leichnam wird, wie viele andere auch, im eigens für die massenhafte Leichenverbrennung errichteten Krematorium, am 09. März 1942 verbrannt.
In ihrer Ansprache erinnerte Bürgermeisterin Sonja Northing, vor dem Mahnmal an der Krohnestraße daran, dass es Sozialdemokraten waren, die für Recht und Freiheit gekämpft haben. Sie hätten sich nicht einschüchtern lassen, wenn es darum ging, für ihre Überzeugungen einzustehen. Bürgermeisterin Northing: „Wir sind diesen Sozialdemokraten zu Dank verpflichtet. Sie haben die Demokratie in Deutschland aufgebaut und das ist ein wichtiges Verdienst der Menschen, derer wir heute gedenken.“