Antrag XII/003
Zusätzliche unbefristete Vollzeitstelle für das Stadtarchiv Kleve
Die Ratsfraktionen SPD/Volt Kleve und Bündnis 90/Die Grünen Kleve beantragen, der
Rat der Stadt Kleve möge beschließen:
Im Stellenplan 2026 wird eine zusätzliche unbefristete Vollzeitstelle im gehobenen
Dienst für das Stadtarchiv Kleve eingerichtet.
Begründung
Kommunale Archive haben gesetzlich verankerte Pflichten und zunehmend vielfältige Aufgaben. Gemäß Archivgesetz Nordrhein-Westfalen sind die Gemeinden verpflichtet, ihr archivwürdiges Schriftgut in eigener Zuständigkeit auf Dauer zu archivieren (ArchivG NRW § 10 Fn 3 Kommunale Archive). Dazu zählen insbesondere folgende Kernaufgaben eines Stadtarchivs:
- Bewertung und Übernahme archivwürdiger Unterlagen aus der Verwaltung bzw. deren Aussonderung.
- Dauerhafte, sichere Aufbewahrung und Erhaltung des Archivguts und Schutz vor Verlust, Verfall oder Beschädigung.
- Erschließung, Ordnung und Verzeichnung der Archiv-Bestände durch Findmittel (z.B. Findbücher oder Archivdatenbanken), um einen gezielten Zugriff auf Archivgut zu ermöglichen.
- Bereitstellung des Archivguts für Verwaltung und Öffentlichkeit(Nutzbarmachung), Beantwortung von Anfragen und Gewährung von Einsicht in Unterlagen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen.
- Ergänzung der amtlichen Überlieferung durch Sammlung von lokalhistorisch relevanten Dokumenten (z.B. Nachlässe, Fotos, Ansichtskarten, Filme, Pläne).
- Archivpädagogische Bildungsarbeit, Publikationen, Ausstellungen und sonstige Projekte (Öffentlichkeitsarbeit und Vermittlung), welche die Stadtgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich machen.
- Bewältigung der wachsenden Aufgaben der digitalen Archivierung (Übernahmeelektronischer Unterlagen) sowie Digitalisierung von analogem Archivgut zur langfristigen Sicherung und Zugänglichkeit.
Diese gesetzlichen Pflichten und zunehmenden Aufgaben können vom Stadtarchiv Kleve derzeit nicht mehr angemessen erfüllt werden. Schon jetzt häufen sich die Rückstände im Stadtarchiv Kleve in einem Umfang, der viele Jahre Bearbeitungsrückstand aufweist. Ständig kommen neue Unterlagen an, die gesichtet und ggfs. archiviert werden müssten, ohne dass hierfür ausreichend fachliches Personal vorhanden ist.
In den letzten Monaten wurden umfangreiche Sammlungen übernommen, z.B. 260.000 Negative des Fotografen Fritz Getlinger und die Postkartensammlung Ahrens. Solche Sammlungen müssen fachgerecht inventarisiert und digitalisiert werden, was einen erheblichen Arbeitsaufwand bedeutet. Des Weiteren binden aktuelle Publikationsprojekte, etwa die Erstellung einer neuen Klever Stadtgeschichte sowie eine Publikation zur NS-Zeit in Kleve, einen großen Teil der vorhandenen sehr knapp bemessenen Personalressourcen im Stadtarchiv.
Gleichzeitig haben sich die Anforderungen an das Stadtarchiv in den letzten Jahren deutlich erweitert: Die fortschreitende Digitalisierung in Verwaltung und Archivwesen erfordert zusätzliche Ressourcen, ebenso wie die positiv zu vermerkende, verstärkte archivpädagogische Arbeit des Stadtarchives in Schulen, intensivere Öffentlichkeitsarbeit und die Betreuung von Projekten im Bereich der Stadtgeschichte.
Trotz dieser wachsenden Aufgaben sieht der Entwurf des Stellenplans 2026 für das Produkt 0405 (Stadtarchiv) eine Herabstufung der Stellenbewertung vor. Im aktuellen Stellenplan wird der Weggang einer Mitarbeiterin lediglich mit einer halben Stelle kompensiert, die auch noch befristet sein soll. Es ist unwahrscheinlich, dass sich qualifiziertes Fachpersonal für eine befristete Halbtagsstelle finden lässt. Auch die kürzlich übernommene ausgebildete FaMI (Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste) kann die Aufgaben eines Archivars/einer Archivarin fachlich nicht ersetzen. Dabei schreibt das Archivgesetz NRW ausdrücklich vor, dass Kommunalarchive hauptamtlich durch fachlich geeignetes Personal des Archivdienstes betreut werden müssen. Vor diesem Hintergrund ist die geplante Herabstufung im Stellenplan nicht nachvollziehbar. Bis zum Frühjahr 2025 war im Archiv noch eine Bibliothekarin beschäftigt, diese Stelle ist nicht mehr fachlich gleich besetzt worden.
Das Stadtarchiv ist das historische Gedächtnis unserer Stadt; es handelt sich nicht um ein „nice to have“. Wir weisen nachdrücklich darauf hin, dass die Erfüllung der archivgesetzlichen Pflichten in Kleve mit dem jetzigen Personal nicht gewährleistet ist. Um dieser Pflicht und Verantwortung gerecht zu werden, muss die Stadt Kleve in angemessenes Fachpersonal investieren.
Eine weitere Begründung erfolgt mündlich.
