Der Dr. Heinz-Will Platz ist ein Schadfleck.
Der Dr. Heinz-Will Platz ist ein Schadfleck.

Dr.-Heinz-Will-Platz

Bremser am Siegeswagen

Triumphzug mit angezogener Handbremse?

Ein großer Wurf für Kleve: 2029 richtet die Stadt die Landesgartenschau aus – ein Siegeswagen, auf dem man die Stadtentwicklung vorantreiben könnte. Doch ausgerechnet der trostlose Dr.-Heinz-Will-Platz am Fuße der Schwanenburg bleibt außen vor. SPD und Grüne schlagen Alarm: Der Platz sei ein „Schandfleck“ im Herzen der Stadt, der dringend aufgehübscht gehöre. Während andernorts Blumen blühen werden, droht hier weiter der triste Asphalt zu regieren. Mit einem Augenzwinkern gefragt: Hat Kleves Stadtspitze etwa die Handbremse angezogen, bevor der Triumphzug überhaupt ins Rollen kommt?

Die Stadtverwaltung wiegelt ab – und liefert eine Begründungskette, die man wohlwollend als vorsichtig bezeichnen kann. Der Platz gehöre teilweise verschiedenen Eigentümern, was die Sache kompliziert mache. Außerdem sei man unter Zeitdruck: Die Planungen für die LaGa 2029 liefen längst, da könne man nicht mal eben ein zusätzliches Großprojekt einschieben. Und nicht zuletzt: Gleich nebenan residiert das Amtsgericht im historischen Marstall . Ein offizieller Platzumbau direkt vor den Türen des Gerichts? Lieber nicht, da könnte ja „Unruhe“ aufkommen. So klingt es jedenfalls aus dem Rathaus – als ob ein wenig frischer Wind auf dem Platz gleich die Rechtspflege gefährden würde.

CDU hat nur kosmetische Zwischenlösungen im Sinn

Rückendeckung bekommt die Verwaltung von der CDU-Fraktion. Dort verfällt man reflexartig auf den Kostenaspekt: Eine komplette Neugestaltung sei teuer und derzeit kaum zu stemmen. Stattdessen verweist die CDU auf andere Vorhaben – etwa das geplante Gedenken am Synagogenplatz. An der Stelle der 1938 zerstörten Synagoge soll bis 2028/29 ein „Haus des Erinnerns“ entstehen. Ein wichtiges Projekt, keine Frage. Doch es wird von der CDU fast als Entschuldigung genutzt: Man könne nicht überall gleichzeitig investieren, erst komme die Geschichte, dann die Ästhetik. Für den Dr.-Heinz-Will-Platz

bleiben da nur kosmetische Zwischenlösungen übrig. Ein paar Blumenkübel hier, ein neues Bänkchen dort – so in etwa stellt man sich wohl die Übergangskosmetik vor. Der große Wurf wird vertagt auf den Sankt Nimmerleinstag.

SPD fordert: Sofortprogramm Innennstadt

Das erinnert die SPD an ein Déjà-vu: Dezember 2024, Haushaltsdebatte im Rat. Die SPD hatte ein „Sofortprogramm Innenstadt“ angeregt, um mit kreativen Ideen Leerstand und Flaute in der City zu bekämpfen. Andere Städte wie Bocholt machten es vor – warum nicht Kleve? Doch Verwaltung und CDU bremsten auch damals: Fristen für Fördermittel seien abgelaufen, man habe ohnehin ein langfristiges Innenstadt-Konzept. Mit dieser Begründung wurde der SPD-Antrag abgeblockt. Innovation vertagt, Chance verpasst.

Nun wiederholt sich das Muster am Dr.-Heinz-Will-Platz. Dabei gäbe es durchaus Ideen: Bei einer Zukunftswerkstatt wurde vorgeschlagen, den Platz mit einem Wettbewerb der Ideen aufzuwerten. Sogar von Gastronomie und neuem Leben unterhalb der Burg wurde geträumt. Doch statt solche Impulse aufzugreifen, verharrt die Stadtspitze im Abwarten. Verwaltung und CDU wirken dabei wie die sprichwörtlichen Bremser am Siegeswagen: Kleve hätte die Chance, auf der Erfolgsstraße der Landesgartenschau einen maroden Innenstadtplatz fit für die Zukunft zu machen – doch die politischen Bremsklötze liegen fest an.

Während andere längst den Kurs Richtung Zukunft eingeschlagen haben, kontrolliert man in Kleve lieber dreimal die Handbremse. Satire beiseite, die Botschaft ist ernst: Wer jetzt mutlos verzögert, läuft Gefahr, 2029 mit viel Tamtam eine Landesgartenschau zu präsentieren – und direkt daneben einen Platz, der die verschlafenen Chancen von gestern offenbart. Kleves Siegeswagen käme besser ohne Bremser aus;-)

Josef Gietemann

Stadtverordneter der
Klever SPD

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